Die Bewohnenden des Pflege- und Kurhauses Dorfplatz Liebenau stricken zusammen mit zahlreichen Freiwilligen den längsten Schal von Oberhelfenschwil.
Zwischenstand: 60 Meter. Die Aktion läuft noch bis Ende Februar.
Ganz Oberhelfenschwil ist im Strickfieber. Hier geht's zum TVO-Beitrag > .
<<Vom Lismerfieber gepackt>>
Bericht von Urs M. Hemm
erschienen im Tagblatt vom 10. Februar 2022 > :
«Es ist unglaublich, welche Dynamik sich entwickelt hat», sagt Alice Anderegg, Leiterin Aktivierung im Pflege- und Kurhaus Dorfplatz Liebenau in Oberhelfenschwil. «Nicht nur die Bewohnenden – Frauen und ein Mann – sind seit Weihnachten fleissig am Stricken. Auch das Personal und Leute aus dem Dorf machen mit», sagt sie. Die Aktion habe derartige Wellen geschlagen, dass sich nicht nur eine Strickgruppe aus Herisau am Schalstricken beteilige. Sie hätte sogar schon von der Tochter einer Bewohnerin ein Stück Schal aus dem Emmental bekommen, ein anderes Paket sei im Bündnerland abgeschickt worden. «Sicher kann ich es nicht sagen. Aber ich schätze, dass der Schal bereits an die 60 Meter lang ist», sagt Alice Anderegg. Die Idee wurde sehr gut aufgenommen.
Die Idee für diese Strickaktion hatte Heimleiter Jens Gundelach. Alice Anderegg sagt: «Als er im Mai des letzten Jahres hier angefangen hatte, führte er Wettbewerbe mit den Mitarbeitenden und den Bewohnenden ein.» Sein Ziel sei, eine engere Verbindung zwischen den Be[1]wohnenden, den Mitarbeiten[1]den und dem Dorf zu knüpfen. Als Erstes habe es einen Wettbewerb um den grössten Kürbis gegeben, dann sei die Idee entstanden, den längsten Schal zu stricken. «Bei der Organisation liess mir Jens Gundelach freie Hand», sagt sie. Als Erstes habe sie im Eingangsbereich mit einem Aushang auf die Aktion aufmerksam gemacht. «Zudem platzierten wir einen Korb mit Wolle, sodass sich die Bewohnenden mit Wolle eindecken konnten.» Und tatsächlich hätten die Bewohnenden, aber auch Besuchende des «Dorfplatz» die Idee sehr gut aufgenommen. Bald schon waren alle am Stricken: die Bewohnenden, die Mitarbeitenden und Frauen aus dem Dorf.
Alice Anderegg sagt: «Wir wissen gar nicht mehr, wer alles strickt. Ich weiss aber von einer Frau aus dem Dorf, die allein schon 13 Meter gestrickt hat.» Zudem seien auch die anderen Heime der Stiftung Liebenau in Brunnadern und Goldach in die Aktion eingestiegen und machen mit.
Bei der Umsetzung gebe es grundsätzlich keine Regeln. Ob mit «Rippli» oder glatt gelismet, alles ist möglich. Damit der Schal aber gleichmässig breit wird, sollte mit einer Nadel Nummer 4 und einem Anschlag von 60 Maschen gestrickt werden. Zusammengenäht werden die einzelnen Schalstücke von Frauen aus Oberhelfenschwil und von Mitarbeitenden des «Dorfplatz». Die Auswirkungen dieser Aktion auf die Bewohnenden wie auch auf die Mitarbeitenden seien bemerkenswert. «Personen, die schon seit Jahren keine Lismernadel mehr in der Hand hatten, sind eifrig dabei, ihren Beitrag zu leisten.»
Der Schal wird im «Dorfplatz» präsentiert
Zudem hätte das Ziel, den längsten Schal von Oberhelfenschwil zu stricken, die Bewohnenden und ihre Angehörigen, das Personal wie auch die Leute aus dem Dorf näher zusammengebracht. «Obwohl es ein Wettbewerb ist, ist nie eine Konkurrenz entstanden. Wenn beim Stricken einmal ein Fehler passiert, hilft man sich gegenseitig, immer mit dem Ziel vor Augen, etwas Aussergewöhnliches zu schaffen.» Was mit dem Schal am Ende passiert, ist noch nicht definitiv entschieden. Alice Anderegg sagt: «Ursprünglich wollten wir den Schal versteigern. Aber die Dorfbewohner haben bereits so viel mit Stricken und Wollenspenden zum Schal beigetragen, dass wir von dieser Idee abgekommen sind.» Zunächst soll der Schal ab dem 16. März, ab 15 Uhr, vor dem «Dorfplatz» präsentiert werden, damit alle Beteiligten, aber auch Besuchende das gestrickte Gesamtkunstwerk bestaunen können.